Der chinesische Aktienmarkt kommt trotz des enormen Wirtschaftswachstums seit Jahren nicht wieder in Schwung. Liegt das wirklich am fehlenden Fokus auf den Shareholder Value und an niedrigen Dividenden?
Die konkreten Auslöser für einen Stimmungsumschwung an den Börsen sind fast immer einzelne Ereignisse – trotzdem werden aber die großen Trends meist durch eher weiche Faktoren bestimmt. Ich glaube nicht, dass Kapitalrenditen und Ausschüttungen für den chinesischen Bärenmarkt die entscheidende Ursache sind.
Auch nicht die zahlreichen dunklen Wolken, die es ja zweifellos gibt: enorme kommunale Verschuldung, Korruption in unterschiedlichster Form, die Endlichkeit des quantitativen Wachstumsmodells, die Umweltbelastung usw.
Ich bin sicher, dass der wichtigste Einzelfaktor für das fehlende Vertrauen in die Nachhaltigkeit des chinesischen Wirtschaftsmodells im Management zu suchen ist. Die Zahl der sichtbaren fähigen Führungspersönlichkeiten steht in keinem Verhältnis zum Bedarf.
Das liegt sicher zum Teil an der Kommunikation und dem zurückhaltenden Umgang dieser Leute mit den Medien. Es liegt aber auch daran, dass es tatsächlich viel zu wenige gibt. Und die Mischung aus beidem, mit der ohnehin verbreiteten Intransparenz, verhindert Vertrauen und Enthusiasmus an der Börse.